BAUZ! Kongress 2025: Aufbruchsstimmung für die Bauwende – Zukunftsfähiges grünes Bauen im Zentrum des Diskurses
Der BAUZ! Kongress 2025 hat erneut ein starkes Zeichen für den Wandel in der Bauwirtschaft im Fokus von „Weiter bauen? Wie machen Sie das?“ gesetzt.
Rund 200 Fachleute aus Architektur, Planung, Bauindustrie, Forschung, Verwaltung und Politik kamen im TU2Sky der TU Wien zusammen, um gemeinsam Wege in eine zukunftsfähige Baupraxis zu diskutieren. Mit hochkarätigen Vorträgen, intensiven Workshops und einem durchwegs engagierten Publikum war der Kongress ein wichtiger Impulsgeber für die Transformation hin zu einer klimagerechten gebauten Umwelt.
Besonderes Augenmerk lag auf zentrale Themen wie wirtschaftlicher Wohnungsbau, modulares Bauen und Ressourceneffizienz. Expert:innen präsentierten wegweisende Projekte und diskutierten über die Integration von industriell vorgefertigten Bauteilen sowie den Einsatz von innovativen Materialien, Messbarkeit von Bauwerksbegrünung bis zur Steigerung der Effizienz und Nachhaltigkeit im Bauwesen.
Die Session 1 widmete sich den Rahmenbedingungen der Kreislaufwirtschaft
Sara Richter startete mit einem Überblick zur aktuellen Lage der European Building Directive sowie zu den Möglichkeiten der Ökobilanzierung von Bauteilen über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Simon Kindelbacher beleuchtete die Rückbaufähigkeit von Gebäuden mit einem Blick in die Vergangenheit. Entscheidende Faktoren für einen guten Rückbau sind die Zugänglichkeit der Bauteile und klare Rückbauanleitungen. Magdalena Oppel und Verena Deinhammer stellten das Projekt „Kraisbau“ vor, das untersucht, wie Künstliche Intelligenz die Kreislauffähigkeit im Bauwesen unterstützen kann.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde lebhaft diskutiert, wie Materialien erfasst, klassifiziert und gelagert werden können. Ein zentrales Thema war die Notwendigkeit, künftig in bestehenden Bauteilen zu denken – was das Bauen grundlegend verändern wird.
Volker Schaffler vom Bundesministerium(BMIMI) betonte in seinen Grußworten die Bedeutung von Innovation und der Transformation der Wertschöpfungsketten. Er unterstrich, dass alles von der Logistik abhängt – und dass Bauwirtschaft vor allem regional gedacht werden sollte.
Karin Stieldorf von der TU Wien stellte das Gebäude am Getreidemarkt vor, in dem die BAUZ stattfindet – ein Demoprojekt für nachhaltiges Bauen, gefördert im Rahmen der Initiative „Haus der Zukunft“. Sie hob die Rolle der TU als Wissensvermittlerin im Bereich Technik und Naturwissenschaften hervor, insbesondere im Kontext von Energieeffizienz und Ökologie.
Rückblick auf Session 2: Begrünte Zukunft – Innovationen für klimaresiliente Städte
In der zweiten Session des BauZ! Kongresses 2025 drehte sich alles um innovative Begrünungskonzepte und ihre Messbarkeit für die Stadt der Zukunft. Drei spannende Projekte zeigten, wie kluge Lösungen mit ökologischer Wirkung in der Praxis aussehen können.
Ewelina Langer vom Energieinstitut Vorarlberg präsentierte das Projekt „Dachbegrünung – Neue Wege in Vorarlberg“. Anhand konkreter kommunaler Projekte zeigte sie, wie sich Dachbegrünung und Photovoltaik effektiv kombinieren lassen. Zwei Varianten – das extensive Gründach mit PV und das artenreiche Gründach – bieten dabei ökologische wie energetische Vorteile. Der Einsatz regionaler Substrate und Saatgüter sowie geringe Wartungsanforderungen machen die Begrünungskonzepte besonders praxistauglich. Besonders eindrucksvoll: Projekte wie der Kindergarten „Ried“ in Koblach, die zeigen, dass biodiversitätsfördernde Maßnahmen auch in der öffentlichen Infrastruktur erfolgreich umgesetzt werden können.
Florian Reinwald von der BOKU Wien stellte das Forschungsprojekts GREENplanout vor. Ziel des Projekts ist es, die Wirkung von grüner und blauer Infrastruktur messbar und planbar zu machen. Mit digitalen Tools wie dem GFRWWien (Grünflächen- und Regenwassermanagementfaktor), mikroklimatischen Simulationen und der Integration von Building Information Modelling (BIM) wird ein neues Planungsverständnis für klimaresiliente Quartiere geschaffen. Das zentrale Instrument ist ein webbasiertes Dashboard, das Klimawirkungen, Nachhaltigkeitsindikatoren und Anpassungspotenziale verständlich visualisiert – ein zukunftsweisender Ansatz für Planung und Stadtentwicklung.
Abgerundet wurde die Session durch die Vorstellung des Projekts ESSBAR von Irene Zluwa VON GRÜNSTATTGRAU. Dabei werden Balkone im Bestand mit essbarer Begrünung und Regenwassernutzung nachgerüstet. Die vormontierten Balkone werden per Kran an bestehende Fassaden gehängt und mit Vertikalbeeten ausgestattet. Die Pflanzen werden über ein computergesteuertes Bewässerungssystem mit gesammeltem Regenwasser versorgt. Erste mikroklimatische Messungen belegen: Die grünen Balkone sorgen für spürbare Verschattung, eine reduzierte Fassadenerwärmung und bessere Aufenthaltsqualität. Auch die Lessons Learned zeigen, dass die Kombination aus Begrünung, Logistik und technischer Planung schon heute ein realisierbares Modell für nachhaltiges Sanieren im Wohnbau sein kann.
Die Vorträge in Session 2 boten praxisnahe Einblicke und regten zu einem intensiven Austausch zwischen den Teilnehmer:innen an. Die Diskussionen unterstrichen die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen allen Akteur:innen der Bauwirtschaft, um den aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Insgesamt zeigte die Session eindrucksvoll, wie unterschiedlich und praxisnah Begrünungslösungen heute schon gedacht und umgesetzt werden – von digitalen Bewertungsinstrumenten über kommunale Gründachstrategien bis hin zu essbaren, klimawirksamen Nachrüstungen im Bestand.
Workshops als lebendige Plattform des Austauschs
Ein besonderes Highlight des Kongresses waren die Workshops, in denen aktuelle Forschungsprojekte und Praxisbeispiele vorgestellt und diskutiert wurden. Die Bandbreite reichte von Materialinnovationen über Kreislaufwirtschaft in der Planung bis hin zur Frage, wie Bauprozesse sozial inklusiver gestaltet werden können.
Die interaktive Struktur der Workshops ermöglichte nicht nur tiefere Einblicke in spezifische Themenfelder, sondern förderte auch den interdisziplinären Austausch – ein Aspekt, der von vielen Teilnehmenden besonders geschätzt wurde. Deutlich wurde: Die Herausforderungen der Bauwende lassen sich nur gemeinsam – über Disziplinen und Sektoren hinweg – bewältigen.
In den Workshops wurden auch Projekte mit Beteiligung von GRÜNSTATTGRAU gezeigt: Meidlinger L, KRAISBAU, GREENSHAPE, ESSBAR, Ressource REVIVAL
Eine Branche im Wandel – aber mit Zuversicht
Trotz der vielen Herausforderungen – von regulatorischen Hürden über Materialengpässe bis hin zur Finanzierung nachhaltiger Projekte – war die Grundhaltung beim BAUZ! Kongress 2025 von Zuversicht und Gestaltungswillen geprägt. Viele Vortragende zeigten auf, dass die Lösungen bereits da sind: Pilotprojekte, neue Geschäftsmodelle und innovative Bauweisen, die das Bauen nicht nur effizienter, sondern auch sozial gerechter und ökologisch tragfähiger machen.
Weitere Informationen, Programmdetails und begleitende Materialien zum BAUZ! Kongress 2025 finden sich unter: www.bauz.at