Zu jeder Frage finden wir eine Antwort
FAQ
Bauwerksbegrünungen liegen voll im Trend, sind in ihren messbaren Leistungen wissenschaftlich geprüft und qualitätsgesichert sowie standardisiert einsetzbar. Trotzdem brodelt die Gerüchteküche. Wir möchten nachfolgend Antworten auf häufige Fragen geben und freuen uns sehr, wenn auch Du uns Deine Fragen mitteilst damit wir unsere FAQ laufend erweitern können.
Das Gewicht einer Dachbegrünung ist von der Begrünungsart abhängig. Entscheidend ist die Höhe der Substratschicht bzw. bei Ausführung mit einem mineralischen Schüttstoff auch die Drainschicht.
Lastannahmen wassergesättigt:
Extensivbegrünung: ab 90 kg/m²
Intensivbegrünung: ab 180 kg/m²
Solargründach: ab 110kg /m²
Gegebenenfalls kann die Flächenlast durch punktuelle Begrünungen, oft durch den Einsatz von Pflanztrögen oder durch Niveauunterschiede des Substrates reduziert werden. Mit Sonderformen wie z.B. dem Leichtgründach können Gebäude begrünt werden, die wenig Auflast erlauben. Diese betragen ca. 50 kg/m².
Extensive Dachbegrünungen gelten als gute ökologische Alternative zu konventionellen Dächern (z.B. Kiesdächer) bei denen mit ähnlichen Dachlasten zu rechnen ist.
Ganz unterschiedlich – Das Holzgewicht von ausgewachsenen Pflanzen (Gesamtgewicht) variiert je nach Pflanze von z.B. Waldrebe Clematis vitalba (10-30 kg) bis Blauregen Wisteria sinensis (814kg). Bei der Kalkulation der Lasten ist darauf natürlich Rücksicht zu nehmen und auch die Statik muss gegebenfalls kontrolliert werden. Bei Wärmedämmverbundsystemen empfiehlt sich eine vorgestellte Kletterpflanze mit Rankhilfe.
Ja, alle Kletterpflanzen benötigen Pflege und Nährstoffe. Bei selbstklimmenden Kletterpflanzen kann der Pflege- und Kontrollaufwand durch das Anbringen von Überwuchssperren reduziert werden, es muss grundsätzlich jährlich nur eine Sichtkontrolle auf Gefahrenpotenzial, gegebenfalls ein Rückschnitt durchgeführt und abgestorbene Pflanzenteile entfernt werden. Sensible Bereiche wie Fenster, Dachstühle, -rinnen, Abflussrohre oder Ähnliches müssen von der Bepflanzung freigehalten werden. Gerüstkletterpflanzen benötigen zumeist weniger Rückschnitt und greifen nicht von selbst auf das Gebäude über. Die Kontrolle des Rankgerüstes, Pflegemaßnahmen wie das Anbinden von jungen Kletterpflanzen nach einem Sturmereignis sowie die Laubentfernung sind regelmäßig durchzuführen.
Die Pflege von Fassaden- und Dachbegrünungen als auch Innenraumbegrünungen sollte jedenfalls von qualifizierten Unternehmen mit erforderlichem Gewerbeschein (Garten- und Landschaftsbau) und Erfahrung durchgeführt werden. Mehrere Vergleichsangebote einzuholen ist niemals falsch.
Im Gegenteil – Pflanzen reinigen die Luft, binden Staub und produzieren Sauerstoff. Der jährliche Laubwurf ist rasch in einem Arbeitsgang zu entfernen, ähnlich wie bei Bäumen.
Achtung! Je nach Komplexität des Projekts bzw. eingesetzter Technik wird der Einsatz von Experten dringend empfohlen, da so meist grobe und kostenintensive Fehler vermieden werden können. Standortanpassung, Pflanzeneinsatz, Bewässerungssystem, Material- bzw. Systemwahl, Transport müssen gut geplant werden um Langlebigkeit zu gewährleisten.
Abhängig von der Komplexität des Projektes. Für den Genehmigungsprozess steht in Wien ein „Behörden-Guide“ sowie ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren als hilfreiche Unterstützung zur Verfügung. Experten können den notwendigen Planungs- und Genehmigungsaufwand richtig einschätzen.
Nein. Die Errichtungskosten von Begrünungen liegen meist unter 2% der Gesamtbaukosten.
Nein. Projekte zeigen, dass bei intelligenter Planung, richtiger Systemwahl und Vegetation Pflegekosten unter 12€/m2 im Jahr erreichbar sind, wobei mit der Gesamtgröße der Fläche die Kosten sinken. Eine mehrfach pro Jahr gemähte Rasenfläche weist dementsprechend höhere Pflegekosten auf.
Prioritätenabhängig – Wasser wird auch in Verdunstungskälte umgewandelt und bewirkt so eine Verbesserung des Mikroklimas, wobei der Stromverbrauch für Bewässerungsanlagen und LED Beleuchtung generell sehr gering ausfällt. Wenn man bedenkt, dass die Herstellung eines Kilos Rindfleisch bereits 15.500 Liter Wasser (WORLDWATCH INSTITUTE, 2004) benötigt, so lässt sich im Vergleich dazu jede Art von Bauwerksbegrünung als äußerst nachhaltig, technisch hochwertig und mit einem hohen Mehrwert einordnen. Extensive Dachbegrünungen und bodengebundene Fassadenbegrünungen benötigen bei intelligenter Planung keine zusätzliche Bewässerung.
Eindeutig ausgeschlossen und wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Das Vorurteil kommt eventuell auf, weil manche Kletterpflanzen Feuermauern aus der Nachkriegszeit erobert haben und ihre Haftorgane sichtbar sind. Dabei ist der Putz durch die Begrünung selbst an der Fassade gehalten worden, zudem wurde der Alterungsprozess des Putzes durch die Abschirmung gegen Witterungseinflüsse verlangsamt. Im Vergleich dazu wurden bei unbegrünten Feuermauern bereits vor mehr als 20 Jahren die Fassaden erneuert.
Nein – eine Beschädigung der Bausubstanz ist nur zu erwarten, wenn bestehende Baumängel mit Begrünung kaschiert werden sollen oder der Bewuchs nicht fachgerecht entfernt wird. Wilder Wein, Parthenocissus tricuspidata ist eine dem Licht entgegen wachsende Pflanze, dringt daher nicht die Bausubstanz ein. Lichtfliehende Pflanzen wie der Efeu Hedera helix hingegen können in bestehende Öffnungen hineinwachsen und diese durch ihr Dickenwachstum und ihre starken Haftwurzeln erweitern. Der Einsatz von Efeu muss daher mit Bedacht und nach Absprache mit einem Experten erfolgen. Überwuchssperren schützen vor unerwünschtem Bewuchs. Regelmäßige Kontrolle hilft, unerwünschte Entwicklungen zu vermeiden.
Unser Rechtsexperte Peter Wirth meint dazu:
In der Regel gelten für Pflanzen und Bäume, dass diese bei Überhang, auf Höhe der Grundgrenze, abgeschnitten werden dürfen – dabei muss aber die Standfestigkeit beachtet werden.
Andererseits sind Schadenersatzforderungen des Nachbarn nicht ausgeschlossen, sollten aufgrund des Überhanges, Beschädigungen an der Nachbarliegenschaften auftreten.
Keinesfalls – im Gegenteil, Pflanzen halten mit ihrem Blattwerk Wasser ab und nehmen Wasser im Wurzelbereich auf. Einzige Ausnahme ist eine ungepflegte Efeubepflanzung. Das Totlaub an der Fassade kann hierbei zu einer Humusbildung führen, die der Pflanze zu neuem Nährboden an der Wand verhilft. Fassadengebundene Systeme sind vorgehängt, hinterlüftet angebracht- wasserführende Schichten sind immer vom Gebäude entkoppelt. Eine Studie der TU Wien (KORJENIC et al., 2015) zeigt, dass untersuchtes Mauerwerk hinter Fassadenbegrünungen nicht feucht, sondern trocken ist.
Ästhetik ist eine Frage des Geschmacks! Bei der Begrünung hat man auch die Wahl: anstatt laubabwerfenden Pflanzen immergrüne Arten zum Einsatz zu bringen, wobei erstere den jahreszeitlichen Wandel der Natur wiederspiegeln und durchaus auch im Winter attraktiv wirken.
Der Schädlingsdruck in Gebäuden erhöht sich durch korrekt ausgeführte Begrünungsmaßnahmen nicht. Nachdem Bauwerksbegrünungen jedoch auch Lebensraum schaffen, erhöht sich das Vorkommen von Vogel- und Insektenarten, die am Gebäude attraktive Habitate vorfinden. Es ist also mit Brut-, Nist- und Futtertätigkeit von beispielweise Wildbienen und Honigbienen zu rechnen. Spinnen am Dach bedeuten für den Ökologen: der Tiger ist zurück im Dschungel! Sie zeigen an, dass das Ökosystem sich gut entwickelt. Wichtig zu wissen:
– Ameisen folgen meistens dem Wasser und sind ein verlässlicher Zeiger für Wasserschäden
– Wespen fliegen v.a. auf Fleisch, Frucht- und Obstsäfte als eiweißreiche Nahrung
Im Gegenteil. Eine durch Fachunternehmen ausgeführte Dachbegrünung verlängert die Lebensdauer der darunterliegenden Abdichtung um mindestens 10 Jahre! Begrünte Dächer sind im Vergleich zu anderen Flachdachbauweisen nicht anfälliger für im Bauprozess verursachte Mängel. Achtsam muss mit der Wahl der Pflanzen vorgegangen werden, da einige Arten starke Wurzelbildungen aufweisen und für eine Dachbegrünung nicht empfohlen werden. Daher, unbedingt einen Experten in die Planung hinzunehmen! Wem das Vertrauen und die Erfahrungswerte aus vielen Best-Practice Projekten nicht genügen, der kann selbstverständlich auf neueste, dauerhafte Leckortungssysteme und Feuchtemonitoringtechnik zurückgreifen.
Theoretisch ja, aber wir wissen, dass Pflanzen nach einer Sekundenflamme nur mehr weiterglimmmen. Und das ist berechenbar. Das zeigte ein Großbrandversuchs der MA39 und MA22.
Es ist eine Entzündung der Blätter zu erkennen, ein Mitbrand der verholzten Triebe ist nicht bzw. nur in sehr geringen Ausmaß in der Nähe der Brandkammer, also im Bereich der höchsten Temperaturen von ca. 850 °C bis 900 °C, zu erkennen. Als Ursache dafür gilt vermutlich der Gehalt an ätherischen Ölen in den Blättern, da keine Prüfung mit Totholz durchgeführt wurde.
Werden die Pflanzen erst in einem Abstand von 60 cm oberhalb der Brandkammer (= simuliertes Fenster) montiert, so ist der „Strohfeuereffekt“ bereits vermindert, bei einem Abstand von 1,0 m ist keine Entzündung der Fassadenbegrünung zu beobachten, die kritische Temperatur scheint bei ca. 500 °C bis 550 °C liegen – das ist jene Temperatur, die bei den Versuchen in genau dieser Höhe 10 cm vor der Fassadenbegrünung gemessen wurde. Eine vertikale Brandweiterleitung war bei keinem der Versuche zu beobachten. Die Sekundärbrandgefahr durch abfallende, brennende Teile war ebenfalls nicht gegeben. Die metallische Rankhilfe trägt in keinem Fall zur Brandweiterleitung bei, sie hält dem Brandszenario stand ohne abzufallen. (QUELLE: wiener wohnbau forschung)
Detaillierte notwendigen Informationen zum Brandverhalten von Grünfassaden in großstäblichen Versuchen findest du hier und hier.
Dadurch ergeben sich für künftige Anwendungen von Fassadenbegrünungen folgende richtungsweisende Erkenntnisse:
- Bei Gebäuden bis zur Gebäudeklasse 3 (vgl. 3 Geschoße) sind keine Nachweise hinsichtlich der Brandweiterleitung bzw. spezielle Brandschutzmaßnahmen erforderlich.
- Bei höheren Gebäudeklassen unter anderem:
- müssen Rankhilfen mindestens Brandverhaltensklasse A2 nachweisen,
- es können zusätzliche Brandschutzmaßnahmen (z.B. Brandabschottungen) über und/oder unter Fenstern notwendig sein.
- Weiters sind gewisse Abstände zu Fensteröffnungen einzuhalten.
- es ist ein vertikaler Abstand der Begrünung zur Dachkonstruktion von mind. 100 cm einzuhalten
- Fassadenbegrünungen sind zu pflegen und in einem vitalen, funktionalen Zustand zu erhalten (Bauwerksbuch, eindeutige Regelung der Zuständigkeit für Pflege und Erhaltung der Begrünung). Erforderliche Pflegemaßnahmen sind bereits in der Planung zu berücksichtigen und gegebenenfalls im Bauwerksbuch festzuhalten.
Die aktuelle Richtlinie der Kompetenzstelle Brandschutz (KSB) Wien (2023) brandschutztechnische Anforderungen findest du hier
Extensive Dachbegrünungen werden nicht nur in Österreich sondern auch in Deutschland und generell als „Harte Bedachung“ eingestuft. Siehe FLL-Richtlinie 2018.
Das extensive Gründach muss dazu aber alle Voraussetzungen für eine „Harte Bedachung“ erfüllen, unter anderem:
- der reine Einsatz von extensiven Vegetationsgesellschaften gemäß ÖNORM L1131 (Sukkulente Arten und niedrig wachsende Kräuter)
- der Zustand muss durch einen Pflegevertrag gehalten werden
In der ÖNORM L1131 ist unter Punkt 5.11 Brandschutz/Brandverhalten folgendes zu entnehmen:
“Die Anforderungen der ÖNORM EN 13501-1 und ÖNORM EN 13501-5 bzw. der einschlägigen Vorschriften sind bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen.”
Hier ist findest Du mehr zum Thema Brandversuch
Für intensive Gründächer gelten andere Regelungen und Voraussetzungen.
Bodenaushub gilt wie die Baustoffrestmassen, die bei Abbruch/ Rückbau entstehen, in Österreich grundsätzlich als Abfall, wenn er von der Aushubstelle abtransportiert wird. Wenn er vor Ort auf dem Grundstück verbleibt, gelagert und wieder verwendet wird, sieht das anders aus. Daher ist das Herstellen von Bodenmaterialgemischen vor Ort grundsätzlich eine Möglichkeit, wenn der Bodenaushub dafür als Zuschlagsstoff oder Basiskomponente geeignet ist und durchgehend von gleicher Qualität ist. Die Anforderungen an die Eigenschaften von Dachsubstraten sind in der ÖNORM L1131 festgelegt.
Dafür ist eine vor Ort Überprüfung eines Bodenlabors notwendig, um die chemischen und physikalischen Untersuchungen am Ausgangsmaterial und auch an den fertigen Mischungen durchzuführen.
Da die Bodenmaterialien zumeist sehr inhomogen und feinkörnig sind (zu hohe Schluff und Tonanteile) Die Prüfung führt zu hohen Aufwänden für die Beprobung und zur Notwendigkeit einer eigenen Aufbereitungs- und Mischanlage auf dem Gelände. Um qualitativ hochwertiges Substrat daraus zu gewinnen, muss meist über 50 % der herzustellenden Bodenmaterialgemisch-Menge mit zugeführten Schüttstoffen aufgebessert werden.
Erfahrungsgemäß kann es durch die Anwendung von qualitativ mangelhaftem und feinkörnigem Aushubmaterial zu Folgeschäden wie Verstopfen von Entwässerungseinrichtungen, Verschlämmung, Überschwemmung, unerwünschter Fremdaufwuchs durch Saatgut im Material kommen.
Aufgrund dessen haben sich technische Substrate (Schüttstoffgemische in Werken überwacht und qualitätsgesichert produziert) beim Qualitätsgründach durchgesetzt.