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AUSTRIAN STANDARDS

Jahrestagung Bau 2025

Klimafit, digital, leistbar: Wie Standards den Wandel im Bausektor vorantreiben


Am 4. Dezember 2025 lud Austrian Standards, die österreichische Standardisierungs-Organisation, im Rahmen der Jahrestagung Bau 2025 zum Austausch über die neuen Herausforderungen im Bausektor und die entscheidende Rolle von Standards  bei deren erfolgreicher Bewältigung ein. Renommierte Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen diskutierten, wie der Bausektor angesichts wachsender Anforderungen wie Klimaneutralität, Ressourcenschonung und Digitalisierung zukunftsfähig gestaltet werden kann.

 

Als Abschluss des WE NORM THE FUTURE | Summit 2025 zeigte das große Interesse an der Jahrestagung Bau 2025 – einer Kooperation von Austrian Standards und der Bundesinnung Bau der WKÖ, moderiert von Gudrun Ghezzo –, wie bedeutend dieses Thema für den Bausektor ist. Angesichts wachsender Nachhaltigkeitsanforderungen und zunehmenden Preisdrucks arbeitet der Bausektor daran, wirtschaftliche Erfolge weiter auszubauen. Denn klimafreundliches und dabei leistbares Bauen wird immer öfter gefordert, und das in einem heißumkämpften Markt. Valerie Höllinger, CEO von Austrian Standards, betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass Bauen immer ein Wert für Generationen sei und unter dem Aspekt der Leistbarkeit und Wirtschaftlichkeit gesehen werden müsse. „Was wir heute errichten, wird das Leben kommender Generationen prägen. In einer Welt, die stark vom Klimawandel geprägt sein wird, ist Klimaneutralität wichtig, aber sie reicht nicht mehr: Wir brauchen Klimaresilienz. Dazu gehören Planungsinstrumente, die Extremereignisse realistisch abbilden, Bauprodukte, die langfristig robust sind, und Standards, die Klimarisiken systematisch berücksichtigen. Ohne Standards wird der Übergang in eine klimafitte, digitale und leistbare Bauwelt nicht gelingen“, so Höllinger .

 

Kreislaufwirtschaft im Bausektor: Ressourcenschonung statt -verschwendung

Weniger Vergeudung wertvoller Materialien ist ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, Bauen zukunftsfit zu gestalten. Unter dem Gesichtspunkt der Kreislaufwirtschaft  werden Bauabfälle nicht als Müll angesehen, sondern    als Wertstoff, der weiter verwendet werden kann. In dem ersten Deep Dive wurde untersucht, wie Normen und Standards      diesen Prozess unterstützen können.

Anna-Vera Deinhammer von der Stiftungsprofessur für Sustainable Real Estate Development bestärkte zu Beginn dieses Deep Dives den Aufruf von Valerie Höllinger, in der Standardisierung mitzuarbeiten: „Kreislaufwirtschaft und zirkuläres Bauen schaffen wir nur zusammen. Denn eine Immobilie vereint viele Weltsichten, und nur wenn wir unsere Datenlücken schließen und sie in verlässliche Standards übersetzen, können wir Unsicherheiten reduzieren und unsere gebaute Umwelt klima- und ressourcenschonend weiterentwickeln.“

Otto Handle, Geschäftsführer der inndata Datentechnik GmbH, eröffnete seinen Deep Dive zu den Themen EN 15804, Materialpässe und der EU-Kreislaufstrategie mit einer Einschätzung zum Green Deal: Der Green Deal geht nicht wieder weg – genauso wenig wie das Internet. Er ist kein bürokratisches Monster, sondern ein Schutzinstrument für die europäische Wirtschaft: Durch Kreislaufwirtschaft halten wir knappe Rohstoffe im europäischen Markt und schaffen mit dem digitalen Produktpass Markttransparenz und Fairness.“ Über den Digitalen Produktpass DPP führte er weiter aus: Der Digitale Produktpass ist wie ein Führerschein: Er zeigt, dass ein Produkt bestimmte Anforderungen erfüllt und, macht die relevanten Daten transparent, aber er ersetzt keine eigene Bewertung, wie gut ein Produkt im Einzelfall ist.

Alois Fürnkranz, Geschäftsführer von Saubermacher und Betreiber des ersten Gips zu Gips Recylingswerkes Österreichs, hob die Bedeutung von Rückbau- und Demontierbarkeits-Vorgaben für zukunftsfähige Planungen hervor: „Mit klaren, praxistauglichen Standards, können wir aus Abfall wieder Rohstoff machen und so unlauteren Wettbewerb sowie illegale Entsorgung wirksam eindämmen.“ Als ein Ziel nannte er unter anderem die Kombination unterschiedliche Vorteile der einzelnen Werkstoffe im Endwerkstoff mit gleichzeitiger Ausschließung der Nachteile.

 

Klimaresilientes Bauen – intelligente Lösungen für herausfordernde Zeiten

Verändertes Klima und damit einhergehende Extremwetterverhältnisse wie Starkregen, Hagel oder Hitze stellen die Baubranche vor neue Herausforderungen, die smarte Lösungen erfordern – etwa für das Regen- bzw. Wassermanagement oder hitzeresistente Bauten und Städteplanung. Welche Rolle Standards und Versicherungen dabei spielen, etwaige Risiken zu senken, Schutzbedürfnisse zu erfüllen und zukunftsfähige Bauweisen zu etablieren, waren Thema des zweiten Deep Dive.

Alexander Sieh, Bauphysiker, Hochschule Campus Wien, nannte in seinem Vortrag konkrete Zahlen: 2024 zählten wir in Wien an der Messstation Innere Stadt 52 Hitzetage, zahlreiche Tropennächte und erstmals auch Wüstentage. Damit stoßen unsere bisherigen, rein passiven Konzepte für sommerlichen Wärmeschutz an ihre Grenzen. Wenn wir unsere Städte auch in Zukunft lebenswert halten wollen, müssen wir Gebäudephysik konsequent mit grüner und blauer Infrastruktur verbinden: mit begrünten Dächern und Fassaden, Bäumen, Wasserflächen und kühlen Freiräumen, die die Umgebung nachweislich um mehrere Grad absenken. Standards für klimaresiliente Stadt- und Gebäudeplanung werden damit zum Schlüssel.“

Peter Tschemer, Head of Reinsurance and Underwriting P&C Generali, sprach zum Thema, ob unsere gebaute Umwelt noch versicherbar sei: „Die durch Naturkatastrophen verursachten Kosten steigen seit Jahrzehnten ungebremst. Die Versicherungswirtschaft kann davon zwar viel abfedern, aber sie deckt immer nur einen Teil des Gesamtrisikos ab,  den Rest tragen Konsument:innen, Unternehmen und die öffentliche Hand. Deshalb beginnt wirksame Prävention für mich bereits beim Bau: mit der Wahl geeigneter Standorte, widerstandsfähiger Materialien und einem Objektschutz, der Klimarisiken von Anfang an mitdenkt.“ Er betonte, dass sich die Versicherungswirtschaft in einem neu verstandenen Risikomanagement künftig noch stärker in die Entwicklung neuer Bauteile, innovativer Verfahren und in die Standardisierung einbringen will.

Susanne Formanek, Geschäftsführerin GRÜNSTATTGRAU und RENOWAVE.AT, führte zum Abschluss dieses Deep Dives die Bedeutung von Grünflächen am Dach aus: „Gründächer helfen nicht nur, die Stadt zu kühlen. Wichtig für uns ist immerdie Messbarkeit, mit der wir die Wirkung nachweisen können und somit die passive Maßnahme darstellen können“ Weiters führte Formanek aus: „Gründächer sind auch ein sehr guter Schutz gegen Hagel, Starkregen und Wind. Mit der neuen ÖNORM B 1131 bekommen Planer:innen und Städte 2026 ein klares Begrünungsziel und ein Pflegekonzept an die Hand und damit die Sicherheit, dass Dachbegrünung im Klimawandel genau das leistet, was sie soll.“

 

Digitale Transformation & Energiestandards im Bauwesen

Im Panel „Von BIM zur Bauwahrheit“ diskutieren Expert:innen aus Planung, Technologie, Bauwirtschaft und Normung, wie digitale Standards die Branche verändern – von Building Information Modeling (BIM) und Common Data Environments (CDE) bis hin zu digitalen Produktpässen als Instrumente für Compliance und Transparenz. Im Mittelpunkt standen der Status quo der Implementierung, praktische Hürden in Projekten sowie Effizienzpotenziale entlang des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks – von der Planung über die Ausführung bis zum Betrieb.

Auf dem Podium: Clemens Neubauer, Head of BIM Excellence, Porr Group; Geschäftsführer pde Integrale Planung, Clemens Hor +vath, Leitung Kundenbetreuung, A-NULL Bausoftware GmbH, Christoph Eichler, CEO Vie Build GmbH, Julia Weber, Head of Sustainability, Doka, und Thomas Hoppe, Präsident des Verbands der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe VZI, Geschäftsführer HOPPE architekten ZT-GmbH. Er sagte: „Uns fehlt eine Ausbildung für Geschäftsleitungen und Mittelstand, die erklärt, warum BIM Sinn macht und wo die echten Mehrwerte liegen. Erst wenn wir Führungsebenen für eine zweckorientierte Datennutzung gewinnen, wird BIM zum Effizienzhebel. Und wir müssen uns darauf einigen, welche Daten wir nutzen wollen.“

 

Energiepolitik im Gebäudebereich: Von der Richtlinie zur Realität

Im Rahmen der Session zur Energiepolitik im Gebäudebereich bildeten die aktuellen Herausforderungen der Wärmewende den Schwerpunkt. Ein kompakter Faktencheck beleuchtete zunächst neue EU-Richtlinien, nationale Energiestandards und Dekarbonisierungsziele – mit besonderem Fokus darauf, was diese Vorgaben konkret für Planung, Sanierung und Neubau bedeuten.

Christian Pöhn, Magistratsdirektion der Stadt Wien, GB Bauten und Technik, ordnete in einem Faktencheck die regulatorischen Entwicklungen ein: Wir kommen aus einem fossilen Zeitalter und wollen in eine dekarbonisierte Welt, und der Gebäudesektor spielt dabei eine Schlüsselrolle. Damit der Weg von der Richtlinie zur Realität gelingt, brauchen wir standardisierte Energiekennzahlen, die physikalischen Regeln folgen und Kosten seriös abbilden statt bloßer Wunschwerte.“

Im anschließenden Fachdialog diskutierte Christian Pöhn gemeinsam mit Georg Stadlhofer, Geschäftsführer Drees & Sommer Österreich, Theresia Reiter, geschäftsführendes Vorstandsmitglied Alpenland, Nicole Kirchberger, Abteilungsleiterin „Regionale und Urbane Transformation und Klimawandelanpassung“ im Klima- und Energiefonds, und Fritz Mühlener, Geschäftsführer IfEA Institut für Energieausweis GmbH, wie sich energiebezogene Anforderungen im Gebäudebereich tatsächlich umsetzen lassen. Die Session zeigte auf, wo Planung, Normung und Politik bereits gut ineinandergreifen und wo es noch Anpassungen braucht, damit die Dekarbonisierung des Gebäudebestands schneller und verlässlicher gelingt.

 

Rückfragen & Kontakt:

Mirjana Verena Mully

Head of Communications

+43 1 213 00-301

+43 676 897124301

m.mully@austrian-standards.at

 

Über Austrian Standards

Austrian Standards ist die österreichische Organisation für Standardisierung & Innovation und Teil eines internationalen Netzwerks in 172 Ländern. Ziel: Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden, Innovationen zu fördern und die Wettbewerbs- und Exportfähigkeit der österreichischen und europäischen Wirtschaft zu steigern. Standards entstehen hier nicht am Reißbrett, sondern in der Praxis: Über 4.800 Expert:innen aus rund 2.800 unterschiedlichen Organisationen, Disziplinen und Branchen aus Wirtschaft, Forschung, Verwaltung und NGOs bringen ihr Know-how ein. Austrian Standards vernetzt sie auf europäischer und internationaler Ebene – etwa über ISO, CEN oder ETSI – und sorgt dafür, dass Österreich weltweit mitgestaltet. Der wirtschaftliche Effekt? Enorm: Standards sind in Österreich für rund 20 % des realen BIP-Wachstums verantwortlich – das entspricht etwa 1 Milliarde Euro jährlich. Sie generieren 6,5 % des jährlichen Beschäftigungswachstums, was rund 1.500 zusätzlichen Vollzeitäquivalenten pro Jahr entspricht, und tragen zu 30 % des Wachstums der allgemeinen Arbeitsproduktivität bei. Mit digitalen Lösungen, Fachpublikationen, Events, Seminaren und Zertifizierungen macht Austrian Standards Standards greifbar – und unterstützt deren praktische Anwendung. Austrian Standards beschäftigt rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wurde 2024 mit equalitA, dem Gütesiegel für innerbetriebliche Frauenförderung, ausgezeichnet.

 

www.austrian-standards.at


Quelle: © AUSTRAIN STANDARDS
Dezember 2025

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