Tröpferlbad 2.0

Welche Möglichkeiten gibt es, der städtischen Überhitzung entgegenzutreten? Dieser Frage widmete sich das Smart City Projekt Tröpferlbad 2.0! 

Der Projekttitel „Tröpferlbad 2.0“ bezog sich auf die ersten Volksbäder, die aufgrund der schlechten hygienischen Verhältnisse ab Ende des 19. Jahrhunderts in Wien errichtet wurden und ein Segen für die Volksgesundheit der damaligen Zeit war. Im Projekt sollten sogenannte „Coolspots“ entwickelt werden. Diese kühlen Oasen sollten mit Ihrer hohen Aufenthaltsqualität sowie kühlungsoptimierter Planung den hitzegeplagten Wienerinnen und Wienern Abkühlung verschaffen. Im Laufe des DEMO-Forschungsprojekts entstanden daher zwei Coolspot-Prototypen in Wien. 

Ein Demo-Coolspot entstand im 21. Bezirk, auf dem Landparteienplatz des Floridsdorfer Marktes (Schlingermarkt). Ein weiterer Demo-Coolpots wurde im Zuge der Neugestaltung des Esterházypark im 06. Wiener Gemeindebezirk errichtet. 

Vision 

Projektziel war das Schaffen von sogenannten Coolspots, also kühlenden Inseln im urbanen Raum welche dabei helfen sollen das Gesundheitsrisiko von extremen Hitzeperioden zu reduzieren. 

In der ersten Phase des Smart-City Demonstrationsprojekts wurden in enger Abstimmung mit betroffenen AkteurInnen – Stadt Wien, Gebietsbetreuung, sozialen Einrichtungen z.B. für SeniorInnen, Schulen und Universitäten - geeignete Pilotstandorte für Prototypen identifiziert. 

Nach Abschluss dieser Projektphase wurden zwei Demo-Coolspots auf den identifizierten Flächen errichtet. 

Durch die mikroklimatische Simulation mit dem GREENPASS® konnte die Wirksamkeit der Demo-Coolspots schon in der Entwurfsphase überprüft werden, wodurch nötige Änderungen frühzeitig in das Konzept einfließen konnten. Im Unterschied zur klassischen Freirauplanung, war so eine mikroklimatische Optimierung noch vor der Errichtung möglich. Das ambitionierte Ziel dieser Klimaoptimierung war ein maximaler PET (gefühlte Temperatur) von 29°C im Coolspot zu erreichen, unabhängig von hohen Temperaturen im angrenzenden Bestand. 

Anschließend sollten in enger Abstimmung mit der Stadtplanung und allen Stakeholdern, Kriterien sowie ein mehrstufiger Plan für ein flächendeckendes, Wien-weites Netz von Coolspots in Anlehnung an das Trittsteinkonzept des angewandten Naturschutzes, erarbeitet werden. 

Parallel dazu wurden unterschiedliche Finanzierungsmodelle ausgearbeitet und mögliche verwaltungs- als auch zivilrechtliche Fragestellungen im FAQ-Stil untersucht. Diese Herangehensweise resultierte aus dem stark integralen Ansatz für größtmögliche Umsetzungswahrscheinlichkeit und Replizierbarkeit. 

Ziele 

Mikroklimatisches Ziel 

Ein Coolspot sollte einen thermischen Komfort der Stufe „leicht warm“ (d.h. 23-29°C gemäß internationaler PET Kategorisierung) aufweisen. Dies bedeutete an sogenannten Wüstentagen (ab 35 C Lufttemperatur) eine Reduktion der gefühlten Temperatur um mindestens 6°C, referenziert auf die direkte Umgebung. 

Technische Ziele 

Ein Set an technischen Elementen und grün-blauer Infrastruktur sollte für typische urbane Freiflächen sowie Innenhofsituationen entwickelt werden. Diese umfassten Beschattung, adiabate Verdunstungskühlung durch Vegetation und technische Elemente sowie ventilationsoptimierte Bebauung.
Mit Hilfe der Simulations und Bewertungssoftware (Greenpass-Pre-Certification) wurden die Designs „virtuell“ in das Stadtbild eingesetzt und das Erreichen der Ziele, sowohl in mikroklimatischer Hinsicht als auch in Bezug auf Kosten und Ressourcenaufwand sichergestellt. Die Wirksamkeits- sowie Kosten-Nutzen-Abschätzung an anderen Standorten war hierdurch zu einem späteren Zeitpunkt mit geringem Aufwand möglich.

Technische Kühlungselemente wurden für den Fall, dass aufgrund mikroklimatischer Rahmenbedingungen (ungünstige Bebauungsstruktur, fehlende Ventilation, mehrwöchige Hitzeperioden mit Temperaturen über 30 °C) eine ausschließliche Kühlung durch blau-grüne Infrastrukturoptimierung nicht möglich sein sollte, entwickelt und installiert (Vergleiche hierzu das Projekt Airship). 

Ebenso waren Machbarkeitsprüfungen von wandelbaren Beschattungslösungen in Leichtbauweise ohne große Interventionen in den Untergrund (z.B. mittels Integration von Zugbändern, Einsatz von Substratbehälter bzw. Pflanztrögen als erforderliche Masse) geplant. Hinsichtlich dezentraler Stromversorgung sollten in das Kontinuum – also das Dach, die Segel, die Sheds - der Leichtbaukonstruktion je nach technischer Ausführung-Photovoltaikanlagen bzw. PV Folien integriert werden um erneuerbaren Strom zu gewinnen, der die erwähnten technischen Kühlungselemente versorgen soll.

Planungsziele 

Die Coolspots sollten auf bestehenden öffentlichen Freiflächen und/oder geöffneten Privatflächen errichtet werden. Neben der bautechnischen Adaption sollten auch Nutzungs- und Managementpläne für die Demoflächen entwickelt und erarbeitet werden.
Ein Coolspot sollte mindestens Platz für gleichzeitig 20-35 Personen bieten. Flächendeckende Coolspots (Skalierbarkeit):
In Wien wurden zwei urbane Coolspot-Situationen umgesetzt und ein flächendeckendes Coolspotnetzwerk in die Praxisumsetzung gebracht unter anderem mittels möglicher Verankerung im Wiener Stadtentwicklungsplan (STEP).
Diese beinhalteten räumliche, technische, planerische und soziale Aspekte der Umsetzung bei gleichzeitiger Entwicklung von attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten.
Ein Zeitplan für die Schaffung des Coolspotnetzwerks wurde angefertigt.

Partizipation und Kommunikation 

Die Beteiligung der Bevölkerung wird von Beginn an im Mittelpunkt des Vorhabens stehen. AnrainerInnen werden partizipativ in die Planung und Umsetzung bei den Demoprojekten eingebunden, wobei die Sensibilisierung unterschiedlicher Gruppen für das Thema städtische Hitze eine tragende Rolle spielen wird.
Ein besonderes Augenmerk erfahren hierbei vulnerable Gruppen.
Der Urban Heat Island Effekt soll auf verschiedene Weise für Laien verständlich und erlebbar gemacht werden.

Finanzierung 

Im Rahmen des vorliegenden Projektes soll auch ein Set an konventionellen und alternativen Finanzierungsmöglichkeiten für Coolspots erarbeitet werden. Dabei soll an vorhandene Netzwerke und Projekte angeknüpft werden (z.B. Nature4Cities, Clever Cities, ThinkNature etc.). 

Ein Finanzierungsset kann folgende Punkte beinhalten: 

Leasing Produkte für mobile öffentliche Kühlung
Versicherungsprodukte für umgesetzte Coolspots
Öffentliche Finanzierungspakte und Fördermöglichkeiten (z.B. Innenhofbegrünung)
Europäische Förderungs -und Finanzierungsmöglichkeiten
Crowdinvest Produkte für Eigentumsfinanzierten Wohnbau
Bauträgerkooperationen und genossenschaftliche Finanzierung

Beginn

Apr 2019

Ende

Apr 2022

Förderprogramm

Smart Cities Demo - Living Urban Innovation 2018

Projektpartner

 

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