Schattendach – Begrünte Wartehalle Wiener Linien

Wartehäuschen Challenge
Die Jury der von den Wiener Linien in Kooperation mit der IÖB ausgeschriebenen Challenge konnten wir von unserer Lösung - dem Schattendach - überzeugen.
Von Seiten der Auftraggeberin waren folgende Punkte vorgegeben: Damit das Wartehäuschen an möglichst vielen Standorten ohne große Adaptierungen realisiert werden kann, muss die Stabilität und Standfestigkeit autonom gegeben sein. Die Nutzungszeit wurde mit 20 Jahren bemessen. Für die Wartung sollte ein langes (möglichst jährliches) Intervall ausreichen, sowie aufwendige Personalressourcen für eine Bewässerung möglich vermieden werden, wobei darauf zu achten ist, dass das Wartehäuschen über keinen Anschluss an das Wasserrohrnetz verfügen wird. Zudem gab es eine strenge Kostenvorgabe.
Umgesetzt wurden diese Vorgaben wie folgt:

Aus dem Motto, den Hitzeinseln im Sommer in der Stadt den Kampf anzusagen, Maßnahmen wie die Schaffung von Grünflächen zu setzen und so einen kühlenden Effekt auf das städtische Klima zu schaffen, entstand ein erster Entwurfsgedanke. Das weit ausladende Flugdach spendet ein Maximum an Schatten. Unterstützt wird die kühlende Wirkung durch horizontale und vertikale Begrünung.
TRADITIONELLE QUALITÄTEN
Das Schattendach bietet alle althergebrachten Qualitäten - es bietet Schutz vor Wind und Regen, eine Sitzgelegenheit und großzügige Flächen für Fahrplaninformationen und Werbebotschaften. Um für eine barrierefreie Nutzung zu sorgen, wurde die Interessensvertretung von Behinderten von Beginn an miteinbezogen.
Um den verschiedenen Standorten gerecht zu werden, wurde ein Modulsystem entwickelt und zunächst für Verwendung von 1-3 Modulen und in zwei unterschiedlichen Tiefen durchdacht und visualisiert.

KÜHLENDES GRÜN
Die extensive Begrünung der Dachfläche sorgt für eine Reduktion der Oberflächentemperaturen und reduziert die Wärmeabstrahlung. Großzügige Retentionselemente sorgen für eine optimale Rückhaltung der natürlichen Niederschlagswässer und die nachhaltige Versorgung der reduzierten Intensivbepflanzung. Überschüssiges Regenwasser wird durch Überläufe innerhalb der rückseitigen Stützen hinunter zu den Pflanzcontainern bzw. den zugeordneten Wassertanks geleitet, welche sich unter den Sitzbänken verbergen. Diese Wasservorratsspeicher können bei Bedarf über Einfüllöffnungen zusätzlich mit Wasser betankt werden und stellen so möglichst lange Wartungsintervalle sicher. Die Begrünung am Dach wurde auf die zu erwartende Regenspende abgestimmt, so wurde z.B. bewusst auf den Einsatz von Gräsern verzichtet, da diese einen erhöhten Wasserbedarf haben.
In den Pflanzcontainern wachsen Kletterpflanzen, die je nach Standort ausgewählt und variiert werden können. Stahlnetze dienen als Rankhilfen. Für die Sommermonate ist optional eines der rückwärtigen Elemente demontierbar und bietet je nach Standort sowohl einen zusätzlichen Durchgang als auch eine kühle Brise für die Wartenden.
MATERIALIEN & KONSTRUKTION
Die Stahl-/Alu-Tragkonstruktion greift gestalterisch das Motiv einer begrünten Pergola auf - eine Reminiszenz an einen Ort der Ruhe und Erholung inmitten der lebendigen Stadt. Alle Sinne werden angesprochen. Die ergonomisch ausgeformten Sitzbänke aus Massivholzlatten vereinen Sitzkomfort, eine hohe haptische Qualität und im Winter wie Sommer angenehme Oberflächentemperaturen. Die Pflanztröge und Wassertanks sind aus ökologisch nachhaltigen Faserzementbaustoffen hergestellt. Statisch ist das Dach eine abgehängte Konstruktion, d.h. ein Rahmen aus Profilstahl wird nach oben an einen konisch ausgeführten Dachträger aufgehängt. Für eine elegante Optik sorgt darüber hinaus eine Verblechung der Untersicht. Damit das Dach möglichst schlank wirkt, springt die Wanne für die Begrünung zurück.
Sowohl bei der vertikalen als auch bei der horizontalen Begrünung wurde darauf geachtet, dass diese von allen Seiten sichtbar ist und so den Straßenraum optisch aufwertet. Bei der Dachbegrünung wird die Sichtbarkeit durch ausreichend hohen Bewuchs gewährleistet.

BEPFLANZUNG
BEGRÜNTES RETENTIONSDACH
Das Retentionsdach mit einer Systemhöhe von 21,0 cm und einer stellenweisen Erhöhung auf bis zu 26,0 cm ist bestens für extensive und einfach intensive Begrünung geeignet. Die Substrathöhe von 15 bis 20 cm gewährleistet die Grundlage für eine hohe Biodiversität der Bepflanzung. Die Drän- und Wasserspeicherelemente ermöglichen eine Speicherung eines Teils des Regenwassers. Überschüssiges Regenwasser fließt aufgrund eines längeren Fließweges mit Verzögerung ab und wird im Wassertank gespeichert. Vorgeschlagen wurde ein Sedum Sprossen Mix, aufgebracht in Matten, ergänzend hierzu Staudenpflanzungen.
PFLANZTROG MIT KLETTERPFLANZEN
Mit einer Systemhöhe von 60 cm, bestehend aus einer Schüttdrainage und Intensivsubstrat, bietet der Pflanztrog ausreichend Platz für eine widerstandsfähige Bepflanzung. Als Rankhilfe dient ein Edelstahlseilnetz mit einer Maschenweite von mindestens 20 cm, welche optimale Bedingungen sowohl für die Rankpflanzen und durch den großen Abstand auch für die Schlinger und Winder bietet. Die Wasserversorgung erfolgt über einen angeschlossenen Wassertank, der vom überschüssigen Regenwasser des Daches versorgt wird und zusätzlich manuell betankt werden kann.
Bei der Auswahl der Pflanzen wurde auf eine durchgehende und abwechslungsreiche Begrünung geachtet. Die Rote Geißschlinge und der Wilde Wein überzeugen durch ihre schöne Herbstfärbung. Der echte Winterjasmin wirft ab November seine Blätter ab und blüht dann bis zum Februar. Der holzige Bereich der immergrünen Geißschlinge wird durch die teils höhere Unterbepflanzung kaschiert.

Projektlaufzeit

1 Monat

Projektpartner

Tipp: Dieses Projekt kann im Rahmen einer GRÜNSTATTGRAU Exkursion besichtigt werden.

 

Weitere Infos

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