Stadtbaupuzzle

Inseln für die Vorstadt

Berlin wächst. Vor dem Hintergrund der stetig steigenden Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum lobte die kommunale Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE kürzlich einen Ideenwettbewerb für Stadtquartiere in Berliner Randlagen aus. Gesucht wurden Stadterweiterungskonzepte, die losgelöst von spezifischer Verortung zukunftsorientierte Überlegungen zu Modularität, Identität und Flexibilität von Bebauungstypen in Verbindungen mit einem großzügigen Landschaftsraum anstellen sollten.

Angelehnt an das geografische Konzept des Archipels sieht der Gewinnerentwurf von AllesWirdGut eine Ansammlung von urbanen Inseln für die peripheren Siedlungsgebiete Berlins vor: Umspült von einem Maximum an unbebautem Land gruppieren sich zu überschaubaren Zentren verdichtete Quartiere zu einem abwechslungsreichen Lebensraum, der Kontakt und sozialen Austausch fördert. Das wertvollste Gut des Entwurfs ist der öffentliche Raum zwischen den Gebäuden: Die großzügigen naturnahen Freiflächen sind den Einheiten Rahmen und orientieren sie zu den umliegenden Nachbarschaften hin. Jedes Puzzleteil sieht 100 bis 150 Wohnungen vor und definiert sich über einen zentralen Platz. Über diesen klar ausformulierten Kontaktbereich verbindet sich das Quartier mit allen (acht) angrenzenden Modulen. Für größtmögliche Flexibilität und Erlebnisdichte nutzt der Entwurf die Potenziale dreier Freiraumsysteme: Während die Plätze und Gassen als städtisches System Orientierung geben, schafft sein natürliches Äquivalent weite Freiflächen und Innenhöfe, die im Sinne einer hohen Klimaresilienz intensiv durchgrünt werden. Aufgeständerte Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen erzeugen als drittes Freiraumsystem Strom und spenden Schatten für die darunterliegenden (privat oder halbprivat) genutzten Terrassen und Gärten. Alle anderen Aspekte der Nachbarschaft – Typologie, Dichte, Körnung, Form und genaue Anordnung der Freiräume – können von Puzzleteil zu Puzzleteil variieren. Auf diese Weise entsteht eine kleinteilige Collage aus heterogenen räumlichen Situationen, die stets auch auf ihre jeweilige Umgebung reagieren. Durch höhere Bebauung entlang von Straßen oder Bahntrassen werden Quartiere etwa vor Lärm geschützt, durch die Positionierung von Parkhäusern am Zentrums- und Stadtrand können gesamte Einheiten nach Wunsch sogar gänzlich frei von Individualverkehr sein. Im Sinne eines Maximums an öffentlichem Leben verfügen sämtliche Gebäude über ein vier Meter hohes Erdgeschoss für kommerzielle, kulturelle oder soziale Einrichtungen. Durch die großzügige Etagenhöhe der beiden Stockwerke darüber enstehen auch hier besondere Raumqualitäten, die nutzungsneutral und divers bespielt werden können. Die Kernwohnungen in den Obergeschossen sind kompakt und können – wiederum entlang des entwurfsplanerischen Mehrs an gemeinschaftlicher Fläche – um Werkstätten, Gemeinschaftswohnküchen, Büros oder Gästezimmer im Erdgeschoss erweitert werden. Ausgezeichnet, befand auch die Jury:

„Die Arbeit verfolgt auf extreme Art und Weise zwei Ansätze, die sie von allen anderen Arbeiten deutlich unterscheidet. Auf der einen Seite die radikale Reduktion des Nettobaulands zur Maximierung von öffentlichen Flächen und Erschließungsräumen. Auf der anderen Seite die intensive Auseinandersetzung mit der Idee eines modularen Städtebaus.“

Beginn

Feb. 2021

Projektpartner

AllesWirdGut Architektur
Architekturplanung, Stadtplanung

 

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