Endbericht

GREENergieausweis

Der Bericht über den GREENergieausweis über die Leistungsindikatoren von Bauwerksbegrünungen ist nun abrufbar!

Das Ziel des vom BMK über die FFG geförderten Projekts ist und war es die Möglichkeiten zur Integration von Begrünung in den Energieausweis aufzuzeigen. Dazu wurde im Rahmen des Projektes im Vorfeld die nationale und internationale Ausgangssituation erörtert sowie die Akzeptanz relevanter StakeholderInnen in diesem Bereich abgefragt. Auf Basis dieser Ergebnisse erfolgte die Identifikation möglicher Anpassungen von Berechnungsmodellen, um eine Abbildung von Gebäudebegrünungsmaßnahmen im Energieausweis zu ermöglichen.

Kann Bauwerksbegrünung in den Energieausweis einfließen? 

Dieser Fragestellung widmet sich das F&E Projekt GREENergieausweis. Oft beginnt ein Begrünungsprojekt mit der Frage nach den Wirkungen, besonders in Bezug auf die sommerliche Überwärmung. Diese Effekte wurden in einigen Forschungsprojekten bereits gemessen und bestätigt. Um diese (meist ortsbezogenen) Ergebnisse auch flächendeckend auf andere Umsetzungsprojekte anzuwenden, erfordert es eine standardisierte Berechnungssystematik. 

Im Projekt GREENergieausweis (Sept. 2020 – Sept. 2021), das im Rahmen des Programms „Stadt der Zukunft“ vom BMK und FFG eine Förderung erhielt, wurde die (inter-)nationale Ausgangslage betrachtet und die Möglichkeiten und Akzeptanz für die Integration in den österreichischen Energieausweis erhoben. Befragt wurden dafür relevante Stakeholder:innen aus diversen Branchen und im Rahmen eines Workshops Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten besprochen. Daraus ging hervor, welche Anpassungen in bestehenden Berechnungsmodellen notwendig wären. Unter der Projektleitung des Bauphysik-Büros Schöberl & Pöll wurden gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien und GRÜNSTATTGRAU aus den gewonnenen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen für eine Einbindung in den Energieausweis abgeleitet. Der bereits veröffentlichte Endbericht ist online frei verfügbar und enthält detaillierte Informationen zur Herangehensweise, Normen, Ergebnissen und dem weiteren Forschungsbedarf. 

Ausgangssituation 

Der Klimawandel und die damit verbundene Notwendigkeit, Energie einzusparen und die verbleibende Energie durch erneuerbare Energiequellen auszutauschen, erfordert eine synergetische Anwendung von Technologien und Systemen.  Bauwerksbegrünung zählt hinsichtlich Gebäudeoptimierung zu den passiven Maßnahmen und kann unterstützend den Energieverbrauch reduzieren. Bei der Berechnung des Energiebedarfs eines Gebäudes spielt der Energieausweis eine wichtige Rolle in Europa. Er dient der Vergleichbarkeit unterschiedlicher Gebäude(teile) hinsichtlich ihrer Energieeffizienz. Mithilfe verschiedener Energiekennzahlen werden sowohl Neubauten als auch Bestandsgebäude bewertet und fungieren als Nachweis der Anforderungen an Energieeinsparung und Wärmeschutz – in Österreich sind diese in der OIB-Richtlinie 6 festgelegt. 

Durch die gesetzliche Verpflichtung zur Vorlegung eines Energieausweises bei Verkauf oder Vermietung gemäß dem EAVG (Energieausweisvorlagegesetz) konnte eine einheitliche Anwendung und österreichweite Bekanntheit erreicht werden. Derzeit werden Gebäudebegrünung und deren Auswirkungen jedoch nicht in den Berechnungsmethoden berücksichtigt. Wird Begrünung als Maßnahme zur Gebäudeoptimierung in den Energieausweis eingebunden, könnte dies eine höhere Akzeptanz zur Folge haben und dazu beitragen, relevante Akteur:innen für das Thema zu sensibilisieren. 

Im Rahmen der Vorfeldrecherche wurden relevante Vorprojekte untersucht und internationale Wissensträger angefragt. Es stellte sich heraus, dass die Einbindung von Begrünungssystemen in den Energieausweis zwar ein bedeutendes Thema ist, derzeit aber kaum Ansätze zur Umsetzung vorliegen. Sowohl mittels eines Online-Fragebogens als auch anhand qualitativer Interviews wurden verschiedene Stakeholder:innen aus Bereichen wie Planung, Forschung, Behörden, Softwarehersteller uvm. befragt und grundsätzlich eine positive Grundstimmung verzeichnet. 

Projektergebnisse  

Als wesentliche Faktoren wurden unter anderem die Verschattung von (transparenten) Gebäudeteilen, die adiabate Kühlung des Gebäudeumfelds durch Vegetation und eine dadurch bedingte effektivere Nachtlüftung genannt. Auch der Erhalt und die Förderung der ökologischen Vielfalt, Staubbindung und die Reduktion der Nachhallzeit wurden als Chancen angeführt. Besonders in versiegelten, dichtbebauten Gebieten beeinflussen begrünte Fassaden und Dächer die Temperatur und sollten demnach auch abgebildet werden. 

Herausforderungen sind, Begrünungen als lebende und dynamische Systeme mit jahreszeitlicher Veränderung abzubilden, da die Pflanzen (bzw. das Substrat) im Jahresverlauf unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Der Ansatz, einen wachsenden Organismus in ein so komplexes und vor allem statisches System wie den Energieausweis einzubringen, wurde von den Befragten teils kritisch gewürdigt. Weiters wurden Bedenken hinsichtlich der Dauerhaftigkeit der Begrünung geäußert: Sollte diese entfernt werden oder aufgrund mangelnder Pflege vertrocknen, würde sie die vorher berechnete Verschattungsleistung und Kühlwirkung nicht mehr erfüllen. Mit der 2021 veröffentlichten Norm L1136 ist dieser Punkt allerdings durch die Pflegekonzepte geregelt.  

Es wurde daraufhin untersucht, welche energieausweisrelevante Normen nun konkret Adaptionen für Begrünung zulassen. Beispielsweise könnte in der Norm zur U-Wert Berechnung (ÖNORM EN ISO 6946) der erhöhte Wärmedurchgangswiderstand von begrünten Fassaden abgebildet werden. Durch ergänzende Verschattungsfaktoren oder Energiedurchlassgrade könnte der Kühlbedarf von Nichtwohngebäuden beeinflusst werden – dieser wird, wie auch der Heizwärmebedarf, in der ÖNORM B 8110-6 geregelt. Anpassungsmöglichkeiten gibt es ebenfalls bei der Berechnung der sommerlichen Überwärmung (ÖNORM B 8110-3).  Weiters könnte angedacht werden, synthetische Klimadatensätze einer zukünftigen Klimaperiode sowie Modelle des Mikroklimas (Urban Heat Island Effekt) zu berücksichtigen. 

Weiterer Handlungsbedarf 

Während im Projekt die Anpassungsmöglichkeiten bei der Energieausweisberechnung und den dafür relevanten Normen bereits aufgezeigt wurden, sind für eine tatsächliche Integration weitere Schritte nötig.  Forschungsbedarf besteht bei der systematischen Erhebung von Messdaten diverser Dach- und Fassadenbegrünungssysteme in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Komplex ist dieses Thema vor allem deshalb, weil verschiedene Begrünungsformen (und Pflanzenarten) sich in ihren Eigenschaften unterscheiden – beispielsweise weichen Kühl- oder Beschattungsleistungen voneinander ab. Wichtig ist daher die Entwicklung standardisierter Prüfverfahren, um energieausweis-relevante Kennwerte von Begrünungssystemen zu erheben. Die Überlegungen des Projekts GREENergieausweis sollen hierfür als Basis dienen.  

Überlegt werden könnte eine Dynamisierung der Energieausweisberechnung, um die Effekte von Begrünungsmaßnahmen besser abbilden zu können. Hier stellt sich die Frage, ob und wie dynamische Berechnungssystematiken, also sich im Zeitablauf verändernde Elemente, überhaupt umgesetzt werden können. Weiters könnten aktuelle Klimadaten und eine vereinfachte Abbildung des Mikroklimas in der Energieausweisberechnung (sowie im Sommertauglichkeitsnachweis) berücksichtigt werden. Bei einer Einbindung wäre zudem noch zwischen dem Einfluss auf den Kühl- und den Heizwärmebedarf (Sommer- bzw. Winterfall) zu unterscheiden. Ein Vorteil der Einbindung von Begrünung in den Energieausweis wäre, dass die tatsächlichen Auswirkungen somit endlich im großen Maßstab dargestellt und berechnet werden könnten. 

Akzeptanz GREENenergieausweis

Quelle: https://gruenstattgrau.at/projekt/greenergieausweis/ 

© GRÜNSTATTGRAU 

April 2022

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